Aufbau Vermessung (Geodäsie/Vermessung)
chill0508, Sunday, 09.09.2012, 20:39 (vor 4458 Tagen)
Hallo zusammen!
In unserer Firma soll eine eigenständige Vermessungsabteilung aufgebaut werden (zur Aufnahme von Versorgungsleitungen). Bisher wurden diese Arbeiten immer an Verm.-Büros vergeben.
Nun bin ich mir aber unschlüssig, wie ich diese Aufgabe bewerkstelligen soll, da kein weiteres Personal zu meiner Unterstützung eingestellt wird.
Vielleicht kann mir jemand hilfreiche Tipps geben für die Herangehensweise zum Aufbau einer solchen Abteilung.
Die Leitungen sollen direkt am offenen Graben oder nachträglich durch Ortung per GPS gemessen und anschließend in Caigos 9.9 eingearbeitet werden. Geplant ist die Anschaffung von Leica-Technik.
Für hilfreiche Tipps, wie ich an diese Aufgabe herangehen soll, bin ich sehr dankbar.
Viele Grüße
chill
Aufbau Vermessung
Geodäsius, Freiberg, Monday, 10.09.2012, 08:41 (vor 4457 Tagen) @ chill0508
Hallo,
die heutige Instrumententechnik ist inzwischen soweit, dass du diese Arbeiten als Ein-Mann-Messtrupp ohne Weiteres erledigen kannst. Hier solltest du vorher abschätzen was du wirklich brauchst. Brauchst du eine Totalstation oder einen GPS-Empfänger oder die Kombination aus beidem?
Über die Auswertung/Ausgabe der Daten solltest du dir ihm Vorfeld konkrete Gedanken machen, evtl. gibt es da auch schon präzise Vorgaben (Codierung, Symbolik, Farbe, etc.). Soweit ich das Beurteilen kann, lassen sich diese Ausgabeformate der Instrumente (fast) beliebig editieren bzw. einstellen.
Grüße Danny
Aufbau Vermessung
chill0508, Monday, 10.09.2012, 21:34 (vor 4457 Tagen) @ Geodäsius
Danke für Deine Antwort.
Das Messen selbst stell ich mir auch nicht so problematisch vor. Mir bereitet eher die Herangehensweise und die Vorbereitung Kopfzerbrechen, denn der Aufbau entscheidet ja letztendlich über Erfolg oder Misserfolg.
Das Einmessen sollte innerorts mit Maßband bezugnehmend auf Gebäudeecken (wie gesagt, es handelt sich um Versorgungsleitungen) und außerorts mit GPS-Empfänger erfolgen.
Grüße chill
Aufbau Vermessung
Geodäsius, Freiberg, Monday, 10.09.2012, 22:03 (vor 4456 Tagen) @ chill0508
Das Einmessen sollte innerorts mit Maßband bezugnehmend auf Gebäudeecken (wie gesagt, es handelt sich um Versorgungsleitungen)
Mit Maßband? Alleine? Auch wenn es sich "nur" um Versorgungsleitungen handelt, sollte doch die Höhe näherungsweise eine Rolle spielen?! Oder?
Ok...der Reihe nach. Was sind deine Bezugsdaten? Warum kannst du die GPS Technik nicht innerorts verwenden?
Was liegt deinem CAD-System als Referenz zur Grundlage?
Aufbau Vermessung
chill0508, Tuesday, 11.09.2012, 20:31 (vor 4456 Tagen) @ Geodäsius
Ich denke, dass es innerorts mit GPS problematisch werden könnte, da die Bebauung den Satellitenempfang behindert.
Im GIS sind die ALK und georeferenzierte Orthophotos hinterlegt und bei der Höhe wird die Überdeckung der jeweiligen Leitung gemessen, da es bei Neubaumaßnahmen oder Havarien entscheidend ist, wie tief gegraben werden muss bzw. wo man vorsichtig suchen muss.
Und da, wo die exakte Höhe benötigt wird, nivelliere ich von einem bekannten Punkt in der näheren Umgebung.
Wie gesagt, ich bin im Moment dabei, mir Gedanken zu machen, wie meine Arbeit in Zukunft aussehen soll, welche Technik angeschafft werden muss und wie ich das alles aufbauen soll, damit das Ergebnis zufriedenstellen wird.
Aufbau Vermessung
Geodäsius, Freiberg, Wednesday, 12.09.2012, 07:14 (vor 4455 Tagen) @ chill0508
OK...
In welchem Umfang "bewegt" sich dein Außendiensteinsatz? Und was ich mich noch frage (die Antwort brauchst du natürlich nicht öffentlich machen )wieviel Geld darfst du investieren?
Was die GPS-Nutzung innerorts betrifft, würde ich mir nochmal Gedanken machen, ob die Abschattung da wirklich das Ganze unnutzbar macht...fraglich.
Anderseits würde die Investition einer Ein-Mann-Messstation auch Sinn machen, zumindestens was meine Erfahrung hergeben.
Aufbau Vermessung
chill0508, Wednesday, 12.09.2012, 21:33 (vor 4455 Tagen) @ Geodäsius
Der Arbeitsaufwand ist sehr groß, denn es ist nach und nach das gesamte Versorgungsgebiet zu erfassen, ausgenommen eines kleinen Teils, der bereits von Subs vermessen wurde.
Ein konkreter Betrag, den ich investieren darf, wurde bislang nicht festgelegt. Ich muss herausfinden, welcher Weg für diese Aufgabe der Beste ist und dementsprechend die notwendige Technik vorschlagen, welche dann angeschafft wird.
Meiner Ansicht nach wäre GPS erforderlich, denn der Arbeitsaufwand mit einer Ein-Mann-Messstation wäre "Überland" größer und innerorts muss man halt sehen, wieweit man mit GPS kommt. Das mit der Abschattung war lediglich ein Gedanke, ich weiß noch nicht, inwieweit Probleme in dieser Richtung auftreten.
Aufbau Vermessung
Geodäsius, Freiberg, Wednesday, 12.09.2012, 22:16 (vor 4454 Tagen) @ chill0508
Nach dem was ich nun weiß bzw. so wie ich es interpretiere, würde ich entweder einen reinen GPS-Empfänger (inkl. elektronisches Feldbuch) als sinnvoll ansehen. Oder, als "high-end-Lösung" eine Totalstation mit integriertem GPS-Empfänger und Zielverfolgung.
Die Einarbeitung in dein GIS-System dürfte weniger das Problem sein...und, du erhälst deine gemessenen Höhen als absolute Höhen. Diesen Punkt (absolute Höhe) würde ich nicht vernachlässigen!
Aufbau Vermessung
chill0508, Thursday, 13.09.2012, 20:54 (vor 4454 Tagen) @ Geodäsius
Ich denk auch, dass ein GPS sinnvoll ist. Ich glaub, es wäre etwas übertrieben, jede Art der Messtechnik zu besorgen (ist schließlich auch eine Kostenfrage!)Deshalb suche ich auch in diesem Forum Rat, da ja jeder andere Erfahrungen gemacht hat.
Aufbau Vermessung
MichaeL , Bad Vilbel, Thursday, 13.09.2012, 08:34 (vor 4454 Tagen) @ chill0508
Hallo,
ich klinke mich mal hier kurz ein, wenn's recht ist.
Das mit der Abschattung war lediglich ein Gedanke,
...ein guter. Ich habe auch eine Zeit lang Leitungen eingemessen und GNSS konnte man idR. im Ort vergessen - insbesondere dann, wenn die Leitungen auf/unter dem Gehweg verlegt wurden und man so direkt im Graben neben der Häuserwand stand.
Wieviel Man-Power steht denn zur Verfügung? Soll alles von einem allein gemessen werden oder seid ihr zu zweit (oder mehr). Für ein Messband benötigst Du schließlich einen zweiten Mann. Wenn der sowieso verfügbar ist, würde ich ein Tachymeter (mit GPS) nehmen und als klassischer 2-Mann-Trupp rausfahren, wenn mit dem Tachymeter gemessen werden muss. Als Ein-Mann-Station ist das eher kontraproduktiv, da man im Graben häufig die Sicht zum Instrument verliert und dann nicht sieht, was das Teil macht bzw. ob es den Reflektor überhaupt noch messen kann...
Schöne Grüße
Micha
--
applied-geodesy.org - OpenSource Least-Squares Adjustment Software for Geodetic Sciences
Aufbau Vermessung
Geodäsius, Freiberg, Thursday, 13.09.2012, 08:46 (vor 4454 Tagen) @ MichaeL
"Als Ein-Mann-Station ist das eher kontraproduktiv, da man im Graben häufig die Sicht zum Instrument verliert"
Da möchte ich kurz widersprechen ... Die heutige One-Man-Messtechnik ist doch inzwischen soweit, dass das nicht passieren kann, oder? ich denke da zum Bsp. an die Option "Power Search" bei Leica.
Aufbau Vermessung
MichaeL , Bad Vilbel, Thursday, 13.09.2012, 08:58 (vor 4454 Tagen) @ Geodäsius
Hallo,
Da möchte ich kurz widersprechen ... Die heutige One-Man-Messtechnik ist doch inzwischen soweit, dass das nicht passieren kann, oder?
Nein, leider nicht. Es wurde mit Leica gemessen. Wenn man im Graben steht, sieht man nicht, ob es eine Sichtverbindung vom Reflektor zum Instrument gibt. Da ist der Aushub des Grabens, tmp. Brücken/Übergänge zu den Grundstücken, Baufahrzeuge und häufig auch der reguläre Verkehr. Das Arbeiten im Ein-Mann-Betrieb ist daher eher umständlich und zeitintensiv - meine Erfahrung.
Schöne Grüße
Micha
--
applied-geodesy.org - OpenSource Least-Squares Adjustment Software for Geodetic Sciences
Aufbau Vermessung
Geodäsius, Freiberg, Thursday, 13.09.2012, 09:13 (vor 4454 Tagen) @ MichaeL
Hallo Micha,
kurz aus meiner Erfahrung...
Leitungsmessungen habe ich damals mit einem Geodimeter 610 inkl. Zielverfolgung durchgeführt. Damals allerdings noch ohne 360° Prisma! Wenn der Kontakt abbrach, konnte man natürlich nichts messen. Dennoch kann ich dieses Verfahren, 10 Jahre später, als benutzerfreundlich einordnen.
Ich möchte dazu jetzt auch keine Grundsatzdiskussion führen!
Für den Aufgabenbereich den chill angeführt hat sehe ich (aus der Ferne) diesen Ansatz als überlegenswert. Ich muss meine Station natürlich im Bereich der Baugrube aufstellen um permaneneten Kontakt zu haben. Und sollte doch einmal der Kontakt weg sein....dann bieten die Hersteller doch entsprechende Such-den Spiegel Optionen.
Gruß Danny
Aufbau Vermessung
Christian S6, Thursday, 13.09.2012, 14:53 (vor 4454 Tagen) @ MichaeL
Hallo,
ich arbeite seit 10 Jahren mit Ein-Mann-Stationen (erst Trimble 5600, jetzt S6) und messe hauptsächlich Versorgungsleitungen ein. Durch das aktive Prisma bei Trimble gibt es kaum den Fall, daß das Gerät das Prisma verliert. Und wenn Baubrücken etc. im Weg sind, dann verstelle ich die Stabhöhe und kann zwischen den Geländerstangen durchmessen. Bei verdecktem Prisma meldet sich der Controller sofort (TSC3) und man kann darauf reagieren.
Ich habe auch eine GNSS-Ausrüstung im Einsatz, die ich aber innerorts hauptsächlich zur Festpunktbestimmung nutze, um danach mit dem S6 weiterzumessen. Nur bei breiten Straßen, bei denen die Leitungen nicht zu dicht an den Häusern verlegt werden verwende ich auch mal die Satellitenvermessung. Allerdings messe ich dabei vorhandeneFestpunkte mit um die Höhenabweichung der gemessenen GPS-Höhe mit der Nivellierten bestimmen zu können und dann umrechnen zu können.
Aus meiner Sicht ist die Kombination S6+GNSS optimal.
Gruß
Christian
Aufbau Vermessung
philipp, Thursday, 13.09.2012, 19:48 (vor 4454 Tagen) @ MichaeL
Hey Micha,
du hast Recht und auch nicht...
Recht hast du damit, daß auch heute noch trotz moderner Technik bei Abriss der Sicht gerne mal einige Zeit ins Land geht, bis der Tachy dich wieder findet.
Mein S6 surrt auch gerne mal 5-6 mal "an mir vorbei"... und manchmal findet er mich komischerweise auch gar nicht.
Das man beim Suchvorgang möglichst selbst das Gerät sieht versteht sich von selbt - andernfalls sucht der ja vll. in der völlig falschen Richtung und man merkt es nicht!
Eher unrecht hast du wohl mit der Baugrube.
Die sind doch meist maximal 1,50m tief. Mit ausgefahrenem Prismenstab kann man meist von oben herab messen (man fässt den Stab dann also zwischen ca. 2m und 2,50m Höhe an) und sieht somit die Umgebung.
Und natürlich sollte das Gerät wie hier schon von jemandem geschrieben möglichst nahe am Graben stehen, um nicht unnötig viele kreuzende Hindernisse in der Sichtachse zu haben (ist natürlich manchmal schlecht möglich)...
Aufbau Vermessung
MichaeL , Bad Vilbel, Thursday, 13.09.2012, 20:23 (vor 4454 Tagen) @ philipp
Hi,
Die sind doch meist maximal 1,50m tief. Mit ausgefahrenem Prismenstab kann man meist von oben herab messen
Das konnten wir nur tun, wenn es die blanke Leitung und wenigstens eine Seite vom Graben zugänglich war. Wenn noch Einbauteile hinzukamen, eher weniger. Aber vielleicht ist die Technik hier auch besser geworden - Trimble kenne ich nicht aber an das Zeiss S10 kann ich mich noch erinnern und das hat im Studium mal fleißig Punkte auf die Motorhaube eines parkenden Autos gemessen statt auf den (aktiven) Reflektor...
Schönen Abend
Micha
--
applied-geodesy.org - OpenSource Least-Squares Adjustment Software for Geodetic Sciences
Aufbau Vermessung
chill0508, Thursday, 13.09.2012, 21:04 (vor 4454 Tagen) @ MichaeL
Das kann ich nur bestätigen.
Ich hab früher auch schon mal mit Leica alleine gemessen und das ist nicht ganz so optimal. Manchmal sucht es sich einen Wolf und übersieht einen.
Aufbau Vermessung
chill0508, Thursday, 13.09.2012, 21:01 (vor 4454 Tagen) @ MichaeL
Also zum Messen bin ich allein und es hat auch keiner in der Firma Kenntnisse in der Vermessung. Deshalb suche ich in diesem Forum hilfreiche Antworten.
Vielen Dank dafür!
Zum Messen mit dem Messband begleitet mich ein Mitarbeiter, wenn er Zeit hat. Um dieses Thema zu umgehen erhalte ich in den kommenden Tagen ein Disto. Und es wird auch in nächster Zukunft niemand zu meiner Unterstützung eingestellt. Somit wird das mit der Messung als 2-Mann-Trupp nichts.
Viele Grüße
Aufbau Vermessung
philipp, Thursday, 13.09.2012, 22:38 (vor 4453 Tagen) @ chill0508
...erhalte ich in den kommenden Tagen ein Disto.
Das ist aber mehr ein Indoor-Gerät und liefert, wenn's mehr als ein paar Meter werden, schnell mal falsche oder zumindest fragliche Werte.
Bei starkem Sonnenschein z.B. ist so ein dünner Laserstrahl schnell "verschwunden" und man fragt sich wieder zwangsläufig, ob man denn das richtige angezielt hat...
Aufbau Vermessung
Geodäsius, Freiberg, Friday, 14.09.2012, 07:21 (vor 4453 Tagen) @ philipp
Ich muss mich nochmal melden...
Wir diskutieren hier inzwischen (zu) verschiedene Messkonzepte. Die Spanne zwischen Tachymeter/GPS und Maßband/Disto ist ja nun doch etwas groß. Demnach auch die Anschaffungskosten.
Also, aus meiner Sicht, sollte geklärt sein was denn nun favorisiert wird. Die Versorgungsleitungen und -elemente sind doch schon als "Kapital" der Unternehemen anzusehen. Daher sollte auch die Vermessung/Dokumentation dieser gleichwertig behandelt werden. Aufmessen per Maßband und Disto ist vielleicht als punktuelle Ergänzung möglich, generell aber nicht zeitgemäß.
Ein ordentliches Leitungskataster läßt sich nur über moderne Messtechnik führen.
Gruß Danny
PS: ... am Ende entscheidet doch das vorhanden Budget.
Aufbau Vermessung
chill0508, Friday, 14.09.2012, 15:49 (vor 4453 Tagen) @ Geodäsius
Das mit dem Disto war auch nur als Ergänzung gedacht. Wie gesagt, innerorts sind die Leitungen zum Teil aus vorherigen Messungen, die von beauftragten Büros ausgeführt wurden, vorhanden. Mit dem Disto wird evtl ein neuer Hausanschluss gemessen und da kann man sich ja auf die Gebäudeecken beziehen.
Die Messung mit Technik hatte ich für die Einmessung neuer Leitungen gedacht, wo also noch nichts vorhanden ist.
Und da favorisiere ich GPS, weil das für einen alleine vielleicht am Besten händelbar ist unbd man nicht Gefahr läuft, dass das Falsche gemessen wird, ohne dass man es gleich merkt oder das Anzielen ewig dauert.
Nicht zu vergessen, das ein Ein-Mann-Tachy nicht ganz billig ist.
Und für eins von beiden muss ich mich demnächst entscheiden. Deshalb ja auch die Meinungsforschung )
Aufbau Vermessung
Christian S6, Friday, 14.09.2012, 19:27 (vor 4453 Tagen) @ chill0508
Hallo chill0508,
Mit dem Disto wird evtl ein neuer Hausanschluss gemessen und da kann man sich ja auf die Gebäudeecken beziehen.
Die Frage ist, sind die Gebäudeecken gemessen oder durch Befliegung bzw. Digitalisieren entstanden. Bei uns sind viele ALK-Gebäude mit Dachüberstand (Befliegung) dargestellt, was dazu führt, daß bei mit Meßband gemessenen HAs die eigentlich gerade Hauptleitung im zick-zack verläuft. Deshalb messen wir bei HAs die notwendigen Gebäudeecken und Ausreichend Topografie mit, damit man ordentlich bemaßen kann. Aber gerade bei Gebäudeecken oder bei Topo unter Bäumen sieht es mit GPS schlecht aus.
Auch nützt das GPS nur bedingt, wenn man von 100 Punkten 5 wegen Abschattung nicht messen kann.
Dann muß man auf das Tachymeter zurückgreifen. Von der Höhenungenauigkeit des GPS ganz zu scheigen (besonders bei Abschattungen, in Gebäude- bzw. Baumnähe).
Und da favorisiere ich GPS, weil das für einen alleine vielleicht am Besten händelbar ist und man nicht Gefahr läuft, dass das Falsche gemessen wird, ohne dass man es gleich merkt oder das Anzielen ewig dauert.
Das Falsche wird mit dem Tachymeter nicht gemessen, zumindest wenn man ein aktives Prisma (Trimble) verwendet. Bei passiven Prismen kann es dagegen durchaus vorkommen, daß es z.B. an einem Verkehrsschild hängen bleibt und immer die selben Koordinaten mißt. Mir ist dies in über 10 Jahren nie passiert (mit Trimble 5600/ S6).
Das Anzielen entfällt bei der Ein-Mann-Station, die Messung im Tracking-Modus dauert nur einen Knopfdruck lang. Gerade bei der Messung ganzer Straßenzüge ist das Tachymeter im Trackingmodus dem GPS/ GNSS in punkto Schnelligkeit weit überlegen.
Wenn ich Leitungen mittels GPS einmesse, dann nur wenn sie nicht zu nah an Gebäuden liegen und keine Abschattungen vorhanden sind. Und selbst dann messe ich jeden Punkt 5 Epochen, d.h. 5 Sekunden um eine verantwortenbare Lagegenauigkeit zu erhalten. Bei vielen Punkten summiert sich das. Außerdem messe ich noch vorhandene Festpunkte mit, um die Höhenabweichung ermitteln zu können und dann zu korrigieren.
Um ordentlich arbeiten zu können kommst Du meiner Meinung nach um eine Kombination aus GPS/ GNSS und Ein-Mann-Tachy nicht herum.
Festpunktbestimmung mit GPS (jeden Punkt 2 mal messen mit mindestens 15 Minuten zeitlichem Abstand und dann den Mittelwert bilden, wenn die Differenz der Strecke kleine als 2 cm ist).
Höhenanschluß an vorhandene Festpunkte oder Kanaldeckel.
Aufmessen mit Tachymeter.
Gruß
Christian
Aufbau Vermessung
Erik, Friday, 14.09.2012, 21:40 (vor 4453 Tagen) @ chill0508
Hallo chill0508,
ein paar Infos vom Verkauf:
- Schau dir beim Kauf die Qualität des Rechnerdisplays an. Moderne Satellitenreceiver arbeiten i.a. recht zuverlässig. Du arbeitest aber nicht am Receiver, sondern am Controller (Feldrechner)! Ich persönlich kann als Praktiker und Vertriebler nur den Tipp geben, auf einen leistungsstarken Feldrechner mit einer einfachen und guten Software zu achten.
... Und noch etwas zum Thema Feldrechner: Halte dir die Option offen, später ggf. doch noch eine Robotikstation zusätzlich anzuschaffen. Frage also, ob mit dem verwendeten Feldrechner auch eine Totalstation oder sogar Robotikstation ansteuerbar ist. Bedenke, dass Leica-Robotikstationen via Funk bedient werden. Der Rechner muss also in der Lage sein ein eigenes Funkmodul aufzunehmen bzw. anzusprechen.
- Moderne RTK schaffen unter Verwendung von Korrekturdaten via Korrekturdatendienst i.a. eine Genauigkeit von ca. +/-3cm in der Lage, und +/-4cm in der Höhe. Klar geht es auch besser bzw. schlechter, aber durchschnittlich ist mit solchen Abweichungen zu rechnen. Daraus resultiert auch der Einsatzbereich eines GNSS. Rohrsohlen sind damit nicht einzumessen (...hinterher läuft das Wasser noch aufwärts). Auch Bordsteinkanten können so nur in der Lage halbwegs präzise bestimmt werden. Es ist also Vorsicht geboten!
Übrigens bieten Trimble und Topcon sehr leistungsfähige und preiswerte Systeme an!
Mit freundlichen Grüßen
Erik Ernst
www.vermessung-ernst.de
Aufbau Vermessung
chill0508, Saturday, 15.09.2012, 14:03 (vor 4452 Tagen) @ Erik
Hallo!
Vielen Dank für die sehr hilfreichen Infos!
Welches System von Trimble wäre für dieses Vorhaben aus Ihrer Sicht empfehlenswert und welche Feldrechner sind nicht ratsam.
Die von Ihnen genannten Genauigkeiten sind für Bestandsmessungen o.k.
Für die akuraten Höhen, damit bei Neuverlegung das Gefälle im Abwasserkanal stimmt, muss eh ein Niv gemacht werden.
Mit freundlichen Grüßen
chill
Aufbau Vermessung
Erik, Saturday, 15.09.2012, 16:24 (vor 4452 Tagen) @ chill0508
Hallo Chill,
deine Frage nach einem Rat bzgl. Trimble-Equipment ist mit Verlaub so, als wenn du einen Audihändler fragst, welchen BMW er empfehlen könne.
Ich will es mal sportlich sehen und insofern drauf eingehen, dass ich dir fogenden Tipp gebe:
Receiver:
- Trimble R4 (GPS/Glonass) oder
- R8 (GPS/Glonass/Galileo)
Feldrechner:
- Recon (Achtung: Nur empfehlenswert, wenn keine weitere Robotikstation geplant ist!)oder
- TSC3 (Tastaturrechner)
- Trimble Tablet (Huma), gutes Display
Trimblesysteme sind Markensysteme mit hoher Qualität und durchaus mind. gleichwertig mit Leica. Solch ein System kostet mind. 11.000,- € Netto!
Ich hoffe geholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Erik Ernst
(www.vermessung-ernst.de)
Aufbau Vermessung
chill0508, Sunday, 16.09.2012, 21:21 (vor 4451 Tagen) @ Erik
Hallo!
Sorry, aber ich hatte angenommen, dass Sie auch Trimble vertreiben wegen des letzten Satzes in Ihrer vorigen Nachricht.
Übrigens bieten Trimble und Topcon sehr leistungsfähige und preiswerte Systeme an!
Aufbau Vermessung
AWO, Nussbaumen AG, Monday, 17.09.2012, 15:16 (vor 4450 Tagen) @ chill0508
Hallo,
ich messe auch öfters Werkleitungen ein. Mit Messband/Disto würde ich das nur in höchster Not tun, oder wenn klar ist, dass es auf Genauigkeit nicht ankommt.
Wenn ihr aber auch Abwasser und Sauberwasserleitungen aufmessen wollt, dann ist es zwingend nötig auch die Höhen zu messen, von daher würde ich den Gedanken ganz streichen.
Wir benutzten früher ein TC1200 allerdings zu zweit. Allein, ist es manchmal auch umständlich und kostet viel Zeit (PP-Suche, Reflektorverluste etc)
Neuerdings haben für ein Trimble S3 (Tachy) mit R6 (GNSS). Wenn ihr Geld für so ein System habt, ist es für den 1-Mann-Betrieb sehr zu empfehlen. Schon allein, weil beide Systeme verfügbar sind, macht es Dich extremst flexibel.
Kostet halt Geld, aber ich glaube, durch die schnellere Arbeit spart es Kosten. Ob es für dein einzumessendes Gebiet auch lohnend ist, kannst nur Du entscheiden.
Gruss Andy