Tipps an einen Fachfremden zum Thema Vermessung (Geodäsie/Vermessung)

xx5198, Sunday, 28.10.2018, 15:05 (vor 2217 Tagen)

Hallo zusammen,

ich bin über eine Suchmaschine auf dieses Forum gestoßen und dachte vielleicht kann mir hier jemand zu folgendem Vorhaben Tipps geben?
Mir ist klar, dass das folgige Thema vielleicht nicht ganz hier rein passt aber vielleicht kann mir trotzdem jemand helfen.

Kurz zu mir:
Ich bin Elektrotechnik-Ingeniur und mache das folgende im Bereich meines Hobbys bzw. zum Thema Smart Home.

Was möchte ich machen (alles nur 2D):
Ich möchte eine Wohnung so genau wie möglich vermessen um später ein System zur Positionserkennung im Raum aufzubauen. Hierfür werden in den Räumen Sensoren platziert, dessen Positionen ich mögichst genau erfassen möchte.
Hierfür müssen auch die einzelnen Räume bzw. die Räume zueinander vermessen werden (Altbau mit teils schiefen Wänden usw.).

Ich gehe im Moment wie folgt vor:
Mittels eines Laiser-Entfernungsmessers (Bosch GLM 100 C) messe ich die Wandlängen und Diagonalen (für die Diagonalen habe ich es auch schon mit Einem Staiv in der Raummitte versucht). Ich zeichne das ganze dann in Sketchup und beginne mit einer Wand. In der jew. Ecke zeichne ich einen Kreis mit dem Radius der Diagonale. Es folgt ein Kreis mit dem Radius der nächsten Wand und so fahre ich fort bis ich ein mal rum bin. Das Ergibt am Ende zwar einen anständigen Plan aber trotzdem habe ich am Ende immer einige cm (rund 5 cm) Abweichung zu dem erwarteten Wert. Das Problem habe ich auch wenn ich mehrfach Diagonalen messe.

Ich hänge mich hier sicher an Kleinigkeiten auf aber der nächste Schritt soll es sein die vermessenen Räume zueinander zu zeichnen und da sieht das Bild dann einfach nicht mehr korrekt aus (Räume stehen z.B. schief zueinander). Die Position der Sensoren scheint mir so sicher nicht korrekt zu sein.

Daher die Frage an euch:
Was mache ich fasch oder ist es einfach mit einfachen Mitteln nicht besser zu realisieren? Würde mich über Tipps freuen. Könnt ihr mir evtl. Apps oder Verfahren empfehlen, mit denen ich mein Ziel besser erreichen kann?

Ich weißt wie gesagt mein Vorhaben ist hier sicher nicht so alltäglich aber ich dachte mir hier gibt es sicher Menschen, die mir weiter helfe können :)

Vielen Dank schon mal.

Grüße
Andreas

Tipps an einen Fachfremden zum Thema Vermessung

Eddi, Sunday, 28.10.2018, 15:43 (vor 2217 Tagen) @ xx5198

Hallo,
Eine noch relativ einfache Möglichkeit wäre, Dir aus den Längen, Breiten und Diagonalen über den Kosinussatz die Innenwinkel zu berechnen und mit denen den "wahren" Grundriss zu zeichnen. Wenn Du jeweils beide Diagonalen messen kannst, hast Du auch eine Kontrolle und kannst die Innenwinkel doppelt berechnen, mitteln und auf 360° abstimmen!

Eddi

Tipps an einen Fachfremden zum Thema Vermessung

xx5198, Sunday, 28.10.2018, 19:05 (vor 2217 Tagen) @ Eddi

Hallo Eddi,

danke für den Tipp, da hätte ich eigentlich auch drauf kommen können :)

Gruß
Andreas

Tipps an einen Fachfremden zum Thema Vermessung

dias, Vogtland, Tuesday, 30.10.2018, 15:21 (vor 2215 Tagen) @ xx5198

Hallo Andreas,


nur mit einem Laser-Entfernungemesser eine ganze Wohnung exakt zu vermessen wird sehr schwierig.
Das ginge theoretisch nur, wenn man von exakt rechten Winkeln in allen Räumen ausginge. Und selbst dann
würden sich kleine Messfehler schnell fortpflanzen...


In einem Altbau ist meist nicht alles besonders rechtwinklig (eher die Ausnahme). Hinzu kommt der nicht
immer gerade aufgebrachte Putz, und das Hauptproblem sind vor allem: "runde" Ecken !!


Ich habe schon einige auch größere Altbauten mit mehreren Geschossen zu Planungszwecken aufgemessen.
Da musste alles ziemlich genau passen, auch geschossübergreifend. Mit einfachen Mitteln kommt man da
nicht sehr weit, und es wird schnell ungenau.


Die einzige vernünftige Methode ist die Vermessung mit einem Tachymeter (möglichst reflektorlos)
durch Schaffung und Nutzung eines kleinen Festpunktfeldes innerhalb und ausserhalb des Gebäudes.
(Auch eine Vermessung mittels Laserscanning käme natürlich in Frage, aber das schiesst meist über das
Ziel hinaus...).


Mit einem Laser-Entfernungsmesser lässt sich trotzdem zumindest ein Raum recht genau aufmessen. Die Methoden
wurden schon genannt: Seiten messen, Diagonalen messen, evtl. Winkel berechnen usw.
Die Vorraussetzung ist natürlich, dass man sehr exakt misst! Das ist gerade bei den Diagonalen oft schwierig,
die diese wie schon erwähnt meist "rundgeputzt" sind. Und so fehlen dann schnell ein paar Zentimeter...


Wenn man wirklich nur einen Laser zur Verfügung hat gäbe es noch eine weitere Möglichkeit, die aber
ziemlich aufwendig ist:


Man spannt quer durch die Wohnung (wenn möglich durch mehrere Zimmer) eine gerade Schnur, oder besser
gleich ein Maßband. Dieses ist dann eine Art Grundlinie. Auf dieser Grundlinie schafft man sich Punkte,
von denen man die Zimmerecken sehen und messen kann. Jede Zimmerecke muss dabei von mind. 2 Punkten aus
gemessen werden. Diese sollten möglichst weit auseinander liegen. Dieses Verfahren nennt sich
"Vorwärtseinschneiden über Streckenmessung".


Der Abstand der Punkte muss natürlich bekannt sein, deshalb eignet sich ein Maßband besonders gut.
Habe ich alles gemessen und notiert kann ich im CAD mit den ermittelten Maßen alles gut konstruieren.
Falls das zu kompliziert klingt kann ich auch mal eine Skizze anhängen.


Die Methode hat natürlich den Nachteil, dass ich nicht alle Zimmer mit einer Grundlinie erreichen werde.
In dem Fall muss man sich rechtwinklig dazu Nebenlinien schaffen, und auf diese dann messen.

Das beste wäre natürlich wenn du dir mal für paar Stunden einen Tachymeter leihen könntest...


Viele Grüße!

Matthias

Tipps an einen Fachfremden zum Thema Vermessung

Harry, Wednesday, 31.10.2018, 09:57 (vor 2215 Tagen) @ dias

Hallo (Ma)dias,

ein verformungsgerechtes Aufmaß bei Altbauten mit einfachsten Mittel ist nahezu unmöglich. Man kann aber Kompromisse eingehen, indem man die "runden" Ecken nicht direkt misst, sondern an den betreffenden Wänden / Mauern jeweils mehrere Punkte erfasst und mittels Ausgleichsgeraden und Geradenschnitt dann die fiktiven Eckpunkte berechnet.
Mann muss auch bedenken, dass man bei solchen Aufgabenstellungen meist keine homogenen vertikalen Ebenen vorfindet und man sich auf einen einheitlichen Horizont (z. B. +1m über Fertigfußboden) einigen sollte.

mfg
Harry

Tipps an einen Fachfremden zum Thema Vermessung

Wallraff, Thursday, 01.11.2018, 00:48 (vor 2214 Tagen) @ Harry

Hallo,


ein verformungsgerechtes Aufmaß bei Altbauten mit einfachsten Mittel ist nahezu unmöglich.

Dem braucht man nichts hinzuzufügen.
Wenn doch ... hier ein Beispiel auf S. 7
Bauaufmaß-Skript

das ich aber nur nenne, weil man hier anonym bleibt ;-)
Man müsste das mit weiteren Dreiecksmessungen stabilisieren, aber ob das was bringt, s.o.

Grüße Wallraff

Tipps an einen Fachfremden zum Thema Vermessung

dias, Vogtland, Thursday, 01.11.2018, 09:12 (vor 2214 Tagen) @ Wallraff

Hallo Harry und Wallraff,


prinzipiell habt ihr recht, das hatte ich ja auch schon erwähnt. Es kommt halt immer darauf an,
wie genau es am Ende werden soll, und wieviel Aufwand man betreiben will, wenn man nur einfache
Messgeräte zur Verfügung hat.


Das Messen von Grundrissen in ca. 1m Höhe über Fußboden ist üblich, es sei denn es wird was anderes
gebraucht (manchmal ist auch das Maß kurz unter der Decke gefordert, z.B. beim nachträglichen Einbau
von Unterzügen etc.) Hinzu kommt, dass man auf dieser 1-m-Ebene gleich vorhandene Öffnungen (z.B. Fenster)
lagerichtig mit aufnehmen kann.


Was die "runden Ecken" betrifft:
Ich mache das meist so, dass ich mind. 3 Punkte an einer Wand messe: einmal in der Mitte, und dann
jeweils ca. 10 cm vor der Ecke. Die eigentliche Ecke wird dann später berechnet bz. im CAD konstruiert.
So umgeht man eine Falschmessung bei evtl. vorhandener "Rundung" in der Ecke.

Viele Grüße!
Matthias

Tipps an einen Fachfremden zum Thema Vermessung

Werner45, Thursday, 29.11.2018, 22:43 (vor 2185 Tagen) @ dias

Das Problem mit der Altbauvermessung kenne ich, hatte ich 1975. Ecken rund geputzt, (aber eine war tatsächlich im Rechten Winkel), Maße nur mit Latte und Maßstab aufgenommen. Aus großen Alulatten und Blechwinkeln wurde ein großer Rechter Winkel zusammengeschraubt, Justage nach der 3-4-5-Methode. Die Spitze wurde abgesägt, damit krumme Ecken kein Problem machen. Die Abweichungen vom Rechten wurden mit dem Zollstock ermittelt. Meterriss klassisch mit Schlauchwaage angebracht.
Alle Maße wurden in Autosketch 2.0 (von Autodesk, war damals gratis) gehackt. Und da sind sie heute noch. Ausdruck der Pläne über einen analogen A3-Stiftplotter. Deswegen halte ich noch einen funktionierenen DR-DOS-Rechner vor.

Ein Laserdistomesser erlaubt ja, daß man alleine und sehr schnell mißt. Mache ich jetzt auch. Das Eckenproblem löse ich mit einem rechtwinkligen (oder auch nicht) Stück Wellpappkarton, dessen Ecke ausgeschnitten ist. In 10 cm Abstand von den Kanten wird ein Papierwinkel senkrecht aufgeklebt, der als Lasertarget für beide Schenkel dient. Als Auflage dafür ein Stativ, eine Lattenholz oder ein Stapel Wasserkästen. Das Maß ist dann der Meßwert + 10cm. Der Lasernsatz muß dann natürlich auch 10 cm von der Ecke versetzt sein.
Hat sich bei mir gut bewährt, die 2 mm Laserfehler reichen für einen Altbau.

Gruß - Werner

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