Was ist ein Jäderinzapfen? (Geodäsie/Vermessung)
Werner45, Tuesday, 04.12.2018, 19:34 (vor 2180 Tagen)
bearbeitet von MichaeL, Wednesday, 12.12.2018, 13:12
Eine Netzsuche brachte leider nichts Konkretes; wie sieht der denn aus?
Gestolpert bin ich darüber in einem Bericht über die Basismessung von Heerbrugg 1959.
Für eine Aufklärung wäre ich dankbar.
Gruß - Werner
Was ist ein Jäderinzapfen?
Eddi, Tuesday, 04.12.2018, 20:02 (vor 2180 Tagen) @ Werner45
Hallo,
im Prinzip nur ein kleiner Metallstab mit L-förmiger Aussparung und einem Ablesestrich, der in eine Zwangszentrierung lotrecht eingesetzt wurde. Er diente zur mechanischen Präzisionsstreckenmessung mit Meßbändern, vor allem aber mit Invardrähten.
Abbildungen findest Du in älteren Fachbüchern, insbesondere in solchen zur Landesvermessung.
Eddi
Was ist ein Jäderinzapfen?
Werner45, Sunday, 09.12.2018, 10:16 (vor 2176 Tagen) @ Werner45
Danke an alle!
Ich werde wohl nie welche brauchen, aber interessiert hat es mich schon.
Aber wieso waren die damals knapp, sind doch leicht zu fertigen.
Gruß - Werner
Was ist ein Jäderinzapfen?
Eddi, Sunday, 09.12.2018, 11:37 (vor 2176 Tagen) @ Werner45
Hallo,
"Einfach zu fertigen" ist ein relativer Begriff. Die Jäderinzapfen stellten schon allerhöchste Ansprüche an die feinmechanische Fertigung, es ging ja hier um Toleranzen im 0,01 mm- Bereich!
Eddi
Was ist ein Jäderinzapfen?
Wallraff, Sunday, 09.12.2018, 17:36 (vor 2175 Tagen) @ Eddi
Hallo,
nur in Wittkes geodätischer Formelsammlung fand ich -bislang- noch ein Skizzchen und eine kurze Beschreibung.
Nicht im Deumlich. Ich bin sehr frustriert ...
Grüße
Was ist ein Jäderinzapfen?
Eddi, Monday, 10.12.2018, 16:30 (vor 2174 Tagen) @ Wallraff
Hallo,
eine ziemlich sichere Quelle sollte das "Handbuch der Vermessungskunde" sein, so ab den Ausgaben um 1920 sollte im 3.Band eine ausführliche Beschreibung sein. In der letzten Auflage (Jordan/Eggert/Kneissl) stand es im Band IV.1.
Aber wer kommt schon noch an solch Schätze ran
Eddi
Was ist ein Jäderinzapfen?
Wallraff, Tuesday, 11.12.2018, 15:58 (vor 2173 Tagen) @ Eddi
Hallo,
... indem man bei "forgottenbooks.com" stöbert ...
da gibt es eine Auflage von 1890 - mit Werbeüberblendungen.
Noch ohne Jäderin.
Ich kann noch etwas zur Verwirrung beisteuern:
Karl Gerke: Basis München 1958
DGK Reihe B Heft 56
(Sowas habe ich im Regal ...)
Da ist eine gute Skizze drin.
Somit haben wir
- einen Zapfen mit L-förmiger Aussparung im Dreifuß
- einen Schraubzapfen mit kugelförmigem Kopf (Wittke nach Gigas)
- einen Schraubzapfen mit rundem, angeschrägten Kopf (Gerke)
den man mit der Dosenlibelle lotrecht stellen kann (??)
Meine Vermutung, jede Institution baute ihren eigenen Jäderinzapfen.
(Der auf dem scharfen Foto im Dreifuß ist möglicherweise von Carpentier.)
Leider weiß ich nicht, wie man die Drähte mit ausreichender Sorgfalt an die Zapfen anlegte. Habe ich mal eine Demo gesehen ? Da war was mit der ungenügenden Reibungsfreiheit der Umlenkrollen.
Niederschmetterndes Fazit:
ich weiß nicht wie eine Drahtmessung geht, ich weiß nicht wie eine GPS-Messung wirklich geht ... wie geht eigentlich Vermessung ...
Grüße Wallraff
Was ist ein Jäderinzapfen?
MichaeL , Bad Vilbel, Wednesday, 12.12.2018, 09:40 (vor 2173 Tagen) @ Eddi
Hallo,
In der letzten Auflage (Jordan/Eggert/Kneissl) stand es im Band IV.1.
Aber wer kommt schon noch an solch Schätze ran
Öhm, ich habe den Band hier. Es ist die Ausgabe von 1958. Und tatsächlich, im Kapitel 54 "Das Basismessverfahren von Jäderin" wird das Verfahren beschrieben. Eine Abbildung ist auch enthalten.
Viele Grüße
Micha
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Was ist ein Jäderinzapfen?
Eddi, Wednesday, 12.12.2018, 13:03 (vor 2173 Tagen) @ MichaeL
Hallo zusammen,
der Jäderinzapfen auf dem Bild war als Schraubvermarkung für die dicken Holzpfähle gedacht, mit denen die Basis teilweise vermarkt wurde. Wurden Bodenpunkte mit Stativen signalisiert (z.B. auch in der Ingenieurvermessung bei der Messung mit Invarbändern statt -drähten), kamen Zapfen mit Zwangszentrierung zum Einsatz. Der L- förmige (vielleicht auch angeschrägte, es ist ein paar Jahrzehnter her ) Einschnitt diente dabei zur Führung des Bandes / Drahtes.
Schön, wie lange sich Vermesser über eine längst vergessen geglaubte Technologie unterhalten können.......
Weiterhin schön neugierig bleiben!
Eddi
Was ist ein Jäderinzapfen?
MichaeL , Bad Vilbel, Wednesday, 12.12.2018, 13:12 (vor 2173 Tagen) @ Eddi
Hallo Eddi,
Schön, wie lange sich Vermesser über eine längst vergessen geglaubte Technologie unterhalten können.......
Ich muss gestehen, dass ich den Begriff vorher noch nie gehört habe. Insofern habe ich erst mit Deinem Hinweis ein wenig in den Büchern gestöbert. Ich finde es also weniger erstaunlich, dass die Diskussion hier etwas ausführlicher ist, sondern viel mehr, dass überhaupt noch einer etwas beitragen konnte - und natürlich, wie schnell bestimmte Techniken an Bedeutung verlieren.
Viele Grüße
Micha
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Was ist ein Jäderinzapfen?
Wallraff, Friday, 14.12.2018, 23:22 (vor 2170 Tagen) @ MichaeL
Hallo,
Einspruch
... wie schnell bestimmte Techniken an Bedeutung verlieren.
Ich bin nicht mehr ganz auf der Höhe, aber im Bauwerksmonitoring werden doch (wurden doch ?) Invardrähte benutzt. Klar, an den Enden sitzt kein Beobachter mehr vor dem Jäderinzapfen sondern eine Mikrometeruhr oder ein Weggeber ... isn't it ?
Gehört das Wissen nicht doch noch zur Ingenieurvermessung, zumindest um mit alten bestehenden Systemen weiter arbeiten zu können.
Grüße Wallraff
Was ist ein Jäderinzapfen?
MichaeL , Bad Vilbel, Saturday, 15.12.2018, 11:11 (vor 2170 Tagen) @ Wallraff
Hallo,
werden doch Invardrähte benutzt.
Mir geht es nicht um den Invar oder um Bänder. Die werden noch in vielen Bereichen eingesetzt, klar. Prominente Vertreter sind sicher Nivellierlatten oder Bandextensometer. Die Frage und meine Anmerkung bezog sich auf den Jäderinzapfen. Den kannte ich nicht.
um mit alten bestehenden Systemen weiter arbeiten zu können.
Wo sollen derartige Systeme mit Jäderinzapfen denn noch im Einsatz sein? Sie lassen sich doch vermutlich schnell durch neue Technologien ersetzen.
Viele Grüße
Micha
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