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Genauigkeit bei Deformationsmessungen (Geodäsie/Vermessung)

MichaeL ⌂, Bad Vilbel, Thursday, 28.01.2016, 09:57 (vor 3010 Tagen) @ Julian Weber

Hallo Julian,

Das ist richtig, es geht nur um das Tachymeter und ich möchte im zusammenhang damit die Lagegenauigkeit der Punkte der Punktwolke in abhängigkeit der Stationierungsergebnisse vergleichen um Aussagen der Genauigkeit beim Vergleich verschiedener Epochen treffen zu können.

Okay, dann vergiss doch bitte für einen Moment, dass Du noch gescannt hast. Es spielt für Deine Abschätzung doch zunächst keine Rolle, ob Du 1, 100 oder 100.000 Punkte auf der Mauer hast. All diese Punkte sind nicht redundant gemessen und ergeben sich durch simples polares anhängen an die Station. Folglich hat die Unsicherheit Deiner Stationierung u.U. einen gewichtigen Anteil an der Gesamtunsicherheit der Mauerpunkte.

Ich würde mir von der Mauer mal "Extremstellen" herauspicken. Also die äußeren Ecken und vielleicht noch ein paar Punkte in der Mitte:

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Ich hoffe, man erkennt es. Das Viereck soll die Mauer andeuten und die Sternchen diese Extrempunkte. Anhand der äußeren Punkte kannst Du grundsätzlich die erreichbare Genauigkeit an den Randlagen ableiten. Alle anderen Punkte innerhalb des Vierecks müssen zwangsläufig etwas besser sein. Nun würde ich eine klassische Netzausgleichung (mit Deinen Realdaten) oder eine Netzplanung (Netzsimulation; mit Pseudobeobachtungen) machen, um auf die Unsicherheiten meiner Stationierung zurückzuschließen und um die resultierenden Unsicherheiten der sechs Extrempunkte abzuleiten. Aus dieser Abschätzung weißt Du dann, wie gut Deine Stationierung ist (im Falle einer Netzsimulation: wie gut Deine Stationierung unter den angenommenen Unsicherheiten ist) und wie sie diese Unsicherheit auf die Genauigkeit der Punkte an der Mauer fortpflanzt. Mehr willst Du doch gar nicht, oder?

Diese Orientierungskorrektur habe ich erhalten, da ich mit Leica Infinity die Festpunktkoordinaten zwischen verschiedener Epochen angeglichen habe um die Deformationen innerhalb dieser Mauer zu analysieren.

Und wie stellst Du sicher, dass diese Festpunkte unverändert geblieben sind?

Also habe ich letztendlich nur die Residuen nach der Stationierung. Wie sind diese zu bewerten?

Sie können aus den Unsicherheiten Deiner Stationierung kommen aber zusätzlich noch durch Deformationen in den Referenzpunkten überlagert werden.

Was hälst du von dem Ansatz mit den ähnlichen Restklaffen zwischen verschiedener Epochen zur Beurteilung der Orientierungsgenauigkeit?

Ähnliche Restklaffen würden eher auf Systematiken hindeuten, die Du weiter untersuchen solltest. Wenn nur zufällige Abweichungen im Netz sind, dürftest Du keine Ähnlichkeiten in den Verbesserungen erhalten.

Viele Grüße
Micha

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