Minimalausstattung Vermessungsbüro (Allgemeines)

dias, Vogtland, Thursday, 23.10.2014, 09:20 (vor 3445 Tagen) @ Jürgen

Hallo Jürgen!

In welchem Koordinatensystem bekommst du die Daten vom VA? Noch Gauß-Krüger oder UTM/ETRS89 ?
Warum ich frage: Mit Gauß-Krüger Koordinaten kannst du in ziemlich jeden CAD-System ausreichend genau
arbeiten. Sprich Strecken messen, Koordinaten für Absteckungen ermitteln etc.

Hast du UTM/ETRS89-Koordinaten ist es ratsam, dass dein CAD-System diese auch richtig interpretieren kann.
Aufgrund der viel größeren Reduktionen ist sonst z.B. ein Abstandsmaß herausmessen nicht mehr genau.
In den CAD-Systemen die das können heißt das oft "geodätische Entfernung".

Für eine Garage oder ein kleineres Grundstück mag sich das noch Grenzen halten, aber ab 50 Meter wirds dann
schon ungenau...

Zum Thema Laserentfernungsmesser:
Ich habe schon mit vielen verschiedenen Geräten gearbeitet. Mit billigen aus dem Baumarkt, und mit Profigeräten
für mehrere hundert Euro. Da liegen kleine Welten dazwischen. Man muss halt wissen und entscheiden was man
will und braucht. Was hast du jetzt für Gerät?

Auf kurze Entfernungen im Innenbereich arbeiten alle Geräte sehr gut und in den angegebenen Genauigkeiten.
Aber im Freien scheiden sich die Geister. Bei Sonnenschein sind die billigen kaum noch nutzbar. Auch die
teuren Geräte kommen da an ihre Grenzen, sind aber deutlich besser.

Ein Problem haben bei Sonnenschein oder heller Umgebung alle Geräte gemeinsam: man sieht den Laserpunkt
nicht mehr, oder nur sehr schlecht! Das ist halt nun mal den physikalischen Gegebenheiten geschuldet.

Ich hatte früher auch oft das Problem. Deshalb habe ich mir eine spezielle Zieltafel entwickelt. Diese enthält kleine
reflektierende Bereiche, welche auch bei Sonnenlicht gut sichtbar einen Teil des Laserlichtes zurückreflektieren.
Dies hat zwei Vorteile: Erstens sehe ich, wenn ich mit dem Laser auf der Zieltafel bin. Und zweitens hat der Laser
eine ideale Messoberfläche. Gerade die Materialoberfläche spielt eine große Rolle. Oft kann man schon auf 30
Meter nichts mehr messen, weil die Oberfläche völlig ungeeignet ist (dunkel, glänzend etc.).
Mit der Zieltafel habe ich schon bei Tage bis 200 Meter prima gemessen.

Es gibt aber noch eine Lösung: Laserentfernungsmesser mit integrierter Kamera.
Diese haben ein kleines Display, auf dem man genau sieht wo man hinmisst, sprich wo der Laser ist.
Auch wenn ich den Laser so nicht mehr sehe. Und so kann ich auch bei heller Umgebung meine Zielpunkte
über die Kamera anvisieren und messen.
Das funktioniert gut. Ich habe auf Arbeit ein Leica Disto D5 im Einsatz. Ein klasse Profigerät, und sehr genau.
Kann ich uneingeschränkt empfehlen. Und da es ein Nachfolgemodell gibt (Disto D510) wird es auch langsam
bezahlbar…  Wenn es finanziell geht, und man es öfters braucht, würde ich immer zu so einem Profigerät raten.
Das hat man ein Leben lang, und man ist für (fast) alle Messaufgaben optimal ausgerüstet.

Natürlich hat aber auch so ein Profigerät mit ungeeigneten Oberflächen zu kämpfen, wenngleich es etwas besser
damit zurecht kommt…

Mit dem Messband messe ich eigentlich fast gar nichts mehr. Zu umständlich, zu ungenau, man muss meist zu
zweit sein etc. Höchstens mal einen Umfang…  Wenn man einmal mit dem Disto gearbeitet hat will man es
nicht mehr missen. Und mit der Zeit lernt man auch kleine Tricks und Kniffe. So ist es z.B. ratsam immer etwas
Klebeband und ein Stück Pappe / Zieltafel o.ä. bei sich zu haben, um bei Bedarf den Zielpunkt zu markieren.

Ein klassisches Beispiel: die Länge eines Hauses messen. Mit dem Messband ganz einfach, mit dem Disto nicht
so ohne weiteres machbar. Die Lösung: man klebt ein Stück Pappe etc. an die eine Hausecke, so dass sie etwas übersteht (oder lässt es von jemand halten). Nun legt man den Disto an die andere Hausecke und kann
wunderbar auf die überstehende Pappe messen. Wenn man es professionell will: auch im Fachhandel gibt es
dazu spezielle abgewinkelte Zieltafeln usw.

Auf alle Fälle kann man sich fast immer irgendwie helfen. Bodenpunkte z.B. messe ich an, in dem ich einen Ziegelstein, einen Holzwürfel, einen Metallwinkel oder ähnliches exakt über ihn platziere (lotrecht) und diese
dann anmesse. Die besseren Geräte (z.B. der Disto D5) haben einen integrierten Neigungsmesser. So kann das
Gerät aus der gemessenen Schrägentfernung gleich die Horizontalentfernung berechnen. Denn diese wird ja
meist benötigt, und bei vielen Messungen ist es oft nicht möglich den Disto horizontal zu halten.

Viele Grüße!

Matthias


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