Vom Planer zum Vermesser (Allgemeines)
Das Dilemma liegt meiner Ansicht primär darin, dass unsere "höheren Geodäten" bei den Landesvermessungsämtern nicht gewillt sind, die Geobasisdaten für Zwecke der Ingenieurvermessung in einer bürgerfreundlichen Version anzubieten, mit der die "Nichtgeodäten" vernünftig arbeiten können. Das schaffen mit den jetzigen Produkten ja manche Geodäten selber nicht.
Für die GIS-Leute und die, die auf INSPIRE stehen, kann man gerne weiterhin UTM/ETRS89 anbieten. Das sollte eigentlich für die Landesvermessungsämter kein großes Problem sein.
Die Bauingenieure, Architekten und anderen Planer weigern sich in der Praxis einfach, sich mit dem Verzerrungsproblem der UTM-Koordinaten zu beschäftigen. "Das ist ein Problem der Geodäten - da sollen die sich mit herumschlagen."
In Hamburg gibt es von Amts wegen in einem gesonderten Lagestatus Gauß-Krüger Koordinaten bezogen auf ETRS89. Nach Auskunft der Hamburger Kollegen lässt sich damit wunderbar arbeiten. Wenn diese Lösung in allen Bundesländern angeboten würde, würden sich zu einem sehr großen Prozentsatz die Verzerrungsprobleme mit den UTM-Koordinaten erledigen. Ohne, dass man erst mit einem speziellen Tool hin und her transformieren muss.
Es gibt inzwischen ja eine ganze Anzahl von Lösungsmöglichkeiten, wie man mit den UTM-Koordinaten umgehen kann. Die meisten sind aber für Nichtgeodäten einfach nicht praxistauglich.
In Hessen ist es relativ einfach. Dort gibt es ein ziemlich homogenes GK/Bessel System und man kann mit einem landesweit einheitlichen Parametersatz, ohne großen Genauigkeitsverlust, relativ leicht zwischen GK/Bessel und UTM/ETRS89 hin und her transformieren. Selbst amtliche Stellen arbeiten hier damit, dass Sie die UTM/ETRS89 Koordinaten in GK/Bessel transformieren und ihre Ingenieurvermessungsprojekte weiterhin darin bearbeiten.
In einer Infoveranstaltung zur Einführung von UTM/ETRS89 in Bayern haben wir mit mehreren Vertretern aus der Ingenieurvermessung auf die verantwortlichen Kollegen der Bayerischen Vermessungsverwaltung eingeredet und ihnen mehrere kritische Beispielprobleme der Praxis aus anderen Bundesländern, die das System schon länger hatten, vorgeführt. (Das Problem mit den B-Plänen ist ja noch gar nicht mal so kritisch.)
Was ist bisher von amtlicher Seite passiert: nichts.
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Samuel,
28.01.2021, 18:05
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