Formatdateien Leica TCRP1200 (Geodäsie/Vermessung)

shl8 @, HH, Thursday, 27.03.2008, 20:49 (vor 6087 Tagen) @ Reno

Hallo Reno!

Ich habe mich gestern mal in Ruhe mit deinen Angaben beschäftigt. Zunächst möchte ich dir ein paar Tipps im Umgang mit dem Leica Tachymeter geben. Falls mir einige User widersprechen bzw. andere Vorschläge haben, kann dies hier gern zur Diskussion gestellt werden!

Zunächst möchte ich auf die Codes eingehen: Standardmäßig werden im Messmodus Codes über die Seite "Codes" vergeben. An dieser Stelle tauchen die Codes aus der Codeliste auf, welche für den aktuellen Job definiert wurde. Eine solche Codeliste zu erstellen, darum wirst du wohl nicht drum herum kommen. Warum, werde ich gleich erklären. Alternativ kannst du über die Funktionstaste F7 Freie Codes zwischenschalten. Grundsätzlich ist zwischen Freien und Thematischen Codes zu unterscheiden, letztere werden auch Punktcodes genannt. Punktcodes sind objektbezogen, z. B. bezieht sich unter der CAD-Anwendung CARD/1 der Code 25 auf die Bahnsteigkante. Wenn ich also aus einen Wust an Daten nur Angaben bezüglich Bahnsteigkanten benötige, kann ich die Ansicht entsprechend einschränken. Dies ist bei Layer-Betrachtungen von Vorteil. Freie Codes hingegen sind nur zeitbezogen und beinhalten keinerlei Objektinformationen. Bei der HOCHBAHN wurde bisher der Standpunkt als Freier Code deklariert, allerdings taucht dieser ebenfalls in der Codeliste auf. Natürlich kannst du auch ohne Codeliste Punkte über F7 deklarieren. Nur musst du dann sämtliche Angaben wie Codenummer sowie Instrumenten- und Reflektorhöhe jedesmal manuell eingeben (letztere übetr ATTR(ibute)), was zeitlich sehr aufwendig ist. Ein großer Nachteil bei Freien Codes besteht darin, dass die Attribute nicht als Systemparameter erkannt werden. So erkennt z. B. im Leica Geo Office der Format Manager Instrumentenhöhen der Freien Codes nicht, da dies Attribute sind. Definierst du im Setup die Instrumentenhöhe, erkennt das Leica Geo Office diese als solche. Hast du in deinem Büro das Leica Geo Office? Ohne dieses kannst du keine Codelisten auf das Gerät übertragen, so dass du diese manuell am Gerät erstellen müsstest. So umfangreich muss eine Codeliste auch gar nicht sein. Meine beinhaltet Stand-, Anschluss- und Neupunkte sowie die ca. 15 gängigsten Objektcodes (z. B. Vermessungspunkt, Gebäudeecke, Gleisachse etc.).

Wenn du nur Rohmessdaten brauchst, ist die einfachste Methode sich zu stationieren, die Setup-Methode "Setze Azimut". Du gibst den aktuellen Standpunkt ein, setzt die Bezugsrichtung zu einem Anschlusspunkt und misst eventuell noch weitere Anschlüsse und dann Neupunkte. Im Gegensatz zu den übrigen Setup-Methoden brauchst du dafür keine Koordinatenlisten.

Wenn du die anderen Setup-Methoden wie "Freie Stationierung" und "Abriss" (Ori & Heighttransfer) verwenden willst, kommst du um Koordinatenlisten nicht drum herum, da Stand- und Anschlusspunkte bekannt sein müssen. Das gleiche gilt für die Absteckung, ansonsten müsstest du die polaren Absteckelemente auf einen bestimmten Stand- mit bestimmten Anschlusspunkten berechnen. Was meinst du in diesem Zusammenhang mit "Klaffen"? Du kannst über eine Format Datei dir die Stationierungsgenauigkeit (Orientierungsunbekannte und Standardabweichung) sowie die Abweichung zwischen abzusteckenden und abgesteckten Punkten (soll und ist - längs und quer oder schräg) protokollieren lassen.

Koordinatenlisten auf das Gerät zu übertragen ist gar nicht so schwer. Ich habe über das Leica Geo Office Exportvorlagen erstellt, so dass Punktlisten von den CAD-Anwendungen der HOCHBAHN direkt im Leica weiterverwendet werden können. Du kannst aber Punktlisten von VermCad direkt aufs Gerät übertragen. Speicher die entsprechende Datei auf der Speicherkarte des Instruments im Verzeichnis Data. Mit großer Sicherheit werden die Parameterspalten (Punktnummer, Code, x, y, Höhe) in VermCad in anderer Reihenfolge aufgelistet sein als wie der Leica-Standard. Diesen Umstand kann man beheben. Gehe im Hauptmenü der Leica-Firmware auf Ex/Import und dort auf Import in Job. Nun kannst du die entsprechende Datei in den aktuellen Job übertragen. Mit F2 KONF(igurieren)kannst du die Spalten in die Reihenfolge bringen, standardmäßig 2 Punktnummer 3 y-Wert 4 x-Wert 5 Höhe 6 Code. Wichtig ist dabei, das richtige Trennzeichen der Spalten anzugeben (meist Kommata oder Leerzeichen). Du wirst ein bisschen am Gerät rumspielen müssen, bevor du dieses Problem in den Griff kriegst. Vielleicht kannst du die Datei aber auch schon direkt in VermCad vorher ändern. Ich kenne das Programm leider nicht.

Was genau möchtest du mit der Applikation Cogo machen? "Schnurgerüst" ist jedenfalls eine von COGO unabhängige, eigenständige Applikation. Du musst schon etwas präziser sein.

Grundsätzlich ist das eine ganze Menge, was du da verlangst. Alle einzelnen Aspekte abzuarbeiten würde eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, die ich aufgrund meiner Diplomarbeit nicht habe. Das Problem mit dem Stationieren, den Messen, den Codes und den Punktlisten sollte sich aus dem bisherigen Text ergeben. Was Genauigkeit der Stationierung und Absteckung (Soll-Ist, Orientierunsunbekannte, Standarsabweichung) betrifft, so wurden beim Gerät meiner Firma von Leica bereits entsprechende Format Dateien mitgeliefert. Diese sind zwar auf Englisch, reichen aber für einfache Zwecke. Job, Instrument, Beobachter (Operator), Datum etc. sind auch enthalten. Schau mal in das Verzeichnis Convert deiner Leica-Speicherkarte. Dort müssten einige Formatdateien (Dateiendung *.frt) bereits enthalten sein. Ich selbst habe auf deutsch Format Dateien erstellt, die sich speziell an den Anforderungen der HOCHBAHN orientieren.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, kann VermCad Rohmessdaten über eine Vorlagenmaske nach eigenen Bedürfnissen anordnen. Von Leica werden doch standardmäßig Protokolle im *.gsi Format ausgegeben (enthalten Werte wie 300+123456.789 etc., Zeichen vorm + sind Steuercodes, deren Bedeutung ist dem Handbuch zu entnehmen, Vielleicht hat jemand eine entsprechende Liste parat?). Aus diesen können doch entsprechende Werte "gefiltert" werden. Versuche das erstmal mit deinen Innendienst-Kollegen oder dem Support-Ingenieur von Leica zu klären. Wenn es nicht anders geht und eine Format Datei benötigt wird, muss bekannt sein wie diese auszuschauen haben. Also an welcher Stelle genau welcher Parameter aufgeführt werden soll, Reihenfolge der Spalten, Beginn der Spaltenparameter, Spaltenbreite, Nachkommastellen, Trennzeichen etc.

Mit geodätischen Grüßen

Stefan


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